Klischee trifft Tabu

von | Mai 11, 2007 | Deutsch, Wirtschaft | 0 Kommentare

Klischee trifft Tabu

Ein humoresker Blick hinter die Kulissen der deutsch-indischen Kulturlandschaft.

 Die Inder, im Allgemeinen, verehren Tiere, wissen die zuverlässigen Deutschen vom Hörensagen. Heilige Kühe, gottgleiche Affen und sogar von silbernen Tellern speisende Ratten verkehren in Indiens Provinzen. Man könnte meinen, der Spruch „Ich bremse nur für Tiere“, stammt aus der Feder eines Inders. Im chaotischsten Straßenverkehr vom Mumbay ziehen die ehrwürdigen Wiederkäuer über den Asphalt, ohne Angst um ihr Leben haben zu müssen. In bajuwarischen Regionen der deutschen Republik dagegen, würden solche Tiere eher als dumme Ochsen oder gar als Gammelfleisch, denn als heilige Kühe tituliert, ganz klar, hier ist von Heiligkeit keine Spur. Das erweckt bei Fremden oft den Eindruck, dass der typische Deutsche Tiere nicht wirklich in sein Herz geschlossen hat.

 

Verwerflicher Speiseplan

 

Zudem ist er im Ausland bekannt für seine kulinarischen Ausschweifungen, der fettigen Art: Schweinshaxen mit Sauerkraut, Bratwurst und dazu eine kühle Maß Bier. Ohne Alkohol kann Deutschland nicht fröhlich sein. Der indische Koch ruiniert die Geschmacksknospen lieber mit feurigen, für den Europäer kaum essbaren ayurvedischen Currygerichten, dazu wird ein, ach so leckeres, salziges Joghurtgetränk gereicht. Mehr braucht ein Deutscher oder ein Inder nicht zum Glücklichsein. Glück kann so einfach sein, in den Augen der anderen. Apropos Augen. War da nicht etwas mit dem dritten Auge? Ist der Inder schlechthin ein gut sehendes Wesen? Und der Deutsche eine blinde Nuss? Eine gewagte These, nur weil im Land des polierten Mercedessterns Gott Shiva, im Gegensatz zu Max und Moritz, ein fast unbekanntes Wesen ist.

 

Göttlicher Sport

Doch nun zum weltweit geliebten Sport. Sportlich sind sie allemal, die Deutschen und die Inder. In derben Lederhosen Jodeln die Germanen um die Wette und klatschen sich auf die Schenkel, unterdessen beschwören ihre indischen Kollegen auf dem Nagelbrett im Yoga-Sitz taube Schlangen. Zwischendurch wird auch mal Fußball beziehungsweise Cricket gespielt. Sportverneinende indische Bürger, die verknotete Extremitäten möglicherweise auf Grund ihrer Kastenzugehörigkeit ablehnen müssen, versuchen ihr irdisches Glück in der IT-Branche. Indien, ein Land beseelt mit unendlich klugen Computerfreaks. Während der umweltbewusste, aber eher unsympathische Deutsche sich so seine Gedanken über die computergestützte Inderschwemme macht, scheint der turbantragende IT-Fachmann aus Indien, die deutsche „Greencard“ nicht wirklich als Krönung seines Karrierelebens anzusehen. Sollten hier etwas Klischees und Vorurteile den geschäftlichen Blick auf die deutsch-indische Freundschaft trüben?

 

Gute oder schlechte Manieren

 

Doch so einfach ist es nicht. Manchmal würde sogar der nörgelnde Deutsche gerne eine indische Haut überstreifen. Nein, keine Schlangenhaut, sondern einfach ein Inder sein. Welcher Deutsche kennt Sie nicht, die Situation: Papa und Mama unterwegs, das Kind an der Hand und schon kommt eine nette Tante daher, streicht dem Zögling über die Haare und säuselt Worte wie „Ein wirklich süßer Fratz“, doch Stopp! Kurzer Zeitsprung, wir begeben uns nach Indien und schon sind sie da: die Schwierigkeiten. Auf dem Indischen Subkontinent streicht man Kindern nicht einfach über die Haare, es gehört sich nicht, sagt der Indienknigge. Manch deutsches Elternpaar wäre froh, wenn es auch in Deutschland hieße „Vorsicht: Tabu“. Indien eine mystische Welt, Deutschland eine mystische Welt. Weltentrennende Unterschiede und völkerverbindende Gemeinsamkeiten, schon der berühmte deutsche Schriftsteller und Karikaturist Wilhelm Buschs fand Worte zur Völkerverständigung „Die Welt, obgleich sie wunderlich, ist gut genug für dich und mich.“

 

Text: Thilo Scheu

Bild: (C) Purvi Shah-Paulini

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