Klischee trifft Tabu
Klischee trifft Tabu
Ein humoresker Blick hinter die Kulissen der deutsch-indischen Kulturlandschaft.
Die Inder, im Allgemeinen, verehren Tiere, wissen die zuverlässigen Deutschen vom Hörensagen. Heilige Kühe, gottgleiche Affen und sogar von silbernen Tellern speisende Ratten verkehren in Indiens Provinzen. Man könnte meinen, der Spruch „Ich bremse nur für Tiere“, stammt aus der Feder eines Inders. Im chaotischsten Straßenverkehr vom Mumbay ziehen die ehrwürdigen Wiederkäuer über den Asphalt, ohne Angst um ihr Leben haben zu müssen. In bajuwarischen Regionen der deutschen Republik dagegen, würden solche Tiere eher als dumme Ochsen oder gar als Gammelfleisch, denn als heilige Kühe tituliert, ganz klar, hier ist von Heiligkeit keine Spur. Das erweckt bei Fremden oft den Eindruck, dass der typische Deutsche Tiere nicht wirklich in sein Herz geschlossen hat.
Verwerflicher Speiseplan
Zudem ist er im Ausland bekannt für seine kulinarischen Ausschweifungen, der fettigen Art: Schweinshaxen mit Sauerkraut, Bratwurst und dazu eine kühle Maß Bier. Ohne Alkohol kann Deutschland nicht fröhlich sein. Der indische Koch ruiniert die Geschmacksknospen lieber mit feurigen, für den Europäer kaum essbaren ayurvedischen Currygerichten, dazu wird ein, ach so leckeres, salziges Joghurtgetränk gereicht. Mehr braucht ein Deutscher oder ein Inder nicht zum Glücklichsein. Glück kann so einfach sein, in den Augen der anderen. Apropos Augen. War da nicht etwas mit dem dritten Auge? Ist der Inder schlechthin ein gut sehendes Wesen? Und der Deutsche eine blinde Nuss? Eine gewagte These, nur weil im Land des polierten Mercedessterns Gott Shiva, im Gegensatz zu Max und Moritz, ein fast unbekanntes Wesen ist.
Göttlicher Sport
Doch nun zum weltweit geliebten Sport. Sportlich sind sie allemal, die Deutschen und die Inder. In derben Lederhosen Jodeln die Germanen um die Wette und klatschen sich auf die Schenkel, unterdessen beschwören ihre indischen Kollegen auf dem Nagelbrett im Yoga-Sitz taube Schlangen. Zwischendurch wird auch mal Fußball beziehungsweise Cricket gespielt. Sportverneinende indische Bürger, die verknotete Extremitäten möglicherweise auf Grund ihrer Kastenzugehörigkeit ablehnen müssen, versuchen ihr irdisches Glück in der IT-Branche. Indien, ein Land beseelt mit unendlich klugen Computerfreaks. Während der umweltbewusste, aber eher unsympathische Deutsche sich so seine Gedanken über die computergestützte Inderschwemme macht, scheint der turbantragende IT-Fachmann aus Indien, die deutsche „Greencard“ nicht wirklich als Krönung seines Karrierelebens anzusehen. Sollten hier etwas Klischees und Vorurteile den geschäftlichen Blick auf die deutsch-indische Freundschaft trüben?
Gute oder schlechte Manieren
Doch so einfach ist es nicht. Manchmal würde sogar der nörgelnde Deutsche gerne eine indische Haut überstreifen. Nein, keine Schlangenhaut, sondern einfach ein Inder sein. Welcher Deutsche kennt Sie nicht, die Situation: Papa und Mama unterwegs, das Kind an der Hand und schon kommt eine nette Tante daher, streicht dem Zögling über die Haare und säuselt Worte wie „Ein wirklich süßer Fratz“, doch Stopp! Kurzer Zeitsprung, wir begeben uns nach Indien und schon sind sie da: die Schwierigkeiten. Auf dem Indischen Subkontinent streicht man Kindern nicht einfach über die Haare, es gehört sich nicht, sagt der Indienknigge. Manch deutsches Elternpaar wäre froh, wenn es auch in Deutschland hieße „Vorsicht: Tabu“. Indien eine mystische Welt, Deutschland eine mystische Welt. Weltentrennende Unterschiede und völkerverbindende Gemeinsamkeiten, schon der berühmte deutsche Schriftsteller und Karikaturist Wilhelm Buschs fand Worte zur Völkerverständigung „Die Welt, obgleich sie wunderlich, ist gut genug für dich und mich.“
Text: Thilo Scheu
Bild: (C) Purvi Shah-Paulini
Besuchen Sie mich im Sozialen Netzwerk.
Publikation
Neueste Podcast Episoden
Episode 12: Die Weisheitswerkstatt INTERVIEW mit Nicoles Sagner über Leidenschaft & Sinn (Englisch)
“If you can’t figure out your purpose, figure out your passion. For your passion will lead you right into your purpose.” – Bishop T.D. Jakes
Was hat Leadership mit der Tierwelt zu tun? Meine Schulfreundin Nicole Sagner die sich im Etosha Nationalpark in Namibia zum Trails Guide hat ausbilden lassen, teilt ihre Erfahrungen über die Tiere, das Ökosystem und die Verbindung zu uns Menschen und ihre Ansichten zur momentanen Situation des Planten. Sie spricht über ihre Erfahrungen in der Geschäftswelt, und wie es war ihrer inneren Stimme zu folgen und so ihre Leidenschaft zu entdecken. Durch die Entdeckung der Leidenschaft hat sie ihren Sinn (Purpose) gefunden.
Hören oder schauen Sie rein.
Episode 11: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 05 „Individualismus & Kollektivismus“ (Englisch)
“Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.“ (Afrikanisches Sprichwort)
Welchen Einfluss haben Individualismus und Kollektivismus auf Gesellschaften und in welchem Zusammenhang stehen damit männliche und weibliche Qualitäten?
Wenn wir Dinge bewusst für unser individuelles Ego tun, dann tun wir bewusst Dinge für das Ganze. Hören und schauen Sie in diesem Kapitel, warum es wichtig ist auf den Kontext zu schauen wenn wir etwas im Individuellen Tun und welchen Einfluss dies auf das Kollektiv hat.
Episode 10: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 04 Ziele und Visionen
“When learning is purposeful, creativity blossoms. When creativity blossoms, thinking emanates. When thinking emanates, knowledge is fully lit. When knowledge is lit, economy flourishes.”
― A.P.J. Abdul Kalam, Former Indian President
Was Politik, Wirtschaft und Menschen hinterfragen sollten: Welche Qualitäten sind heutzutage für Ziele notwendig, die gesetzt werden? Welche Werte stehen dahinter? Geht es nur um materielles Wachstum oder sind in den Zielen der neuen Zeit auch Punkte enthalten, die die Sinnhaftigkeit des Tuns und den gesamten Planeten beinhalten?
Hören oder schauen Sie rein!
Episode 09: Weisheitswerkstatt Interview mit Shamika Mone (Englisch)
Die Unternehmerin Shamika Mone, Leiterin Finanzen beim Organic Farming Association India (OFAI) sowie Präsidentin des Intercontinental Network of Organic Farmer’s Association (INOFO) sieht sich als Brücke zwischen Bauern und Organisationen in der Bio-Bewegung in dem sie auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene die Sichtweise der Bauern vertritt. Wir sprechen mit der indischen Unternehmerin Shamika darüber, warum man mit Bio-Landwirtschaft und Biodiversität dem Klimawandel die Stirn bieten kann und welche Rollen Frauen in Führungspositionen einnehmen sollten.
Episode 08: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 03 „Wo finde ich Fülle?“ (Englisch)
“Wenn du erkennst, dass es Dir an nichts fehlt, gehört Dir die ganze Welt.“ –Lao Tsu
Immer noch glauben viele, dass Fülle von außen kommt. Wir wissen über so viele materiell reiche Menschen, dass sie nicht erfüllt sind, obwohl sie ihr sechstes Sportauto haben, ihre 50igste Handtasche oder ihr 232igtes Paar Schuhe. Oder auch von Menschen, die ihr Xtes parallel laufendes Business auf die Beine gestemmt haben. Ist es aus dem Beweggrund um anderen, etwas zu beweisen oder aus anderen Gründen? Was genau ist der Treiber?
Wenn Sie unserer Konversation sehen möchten, dann folgen Sie folgenden Link auf Youtube:
https://youtu.be/1sA0E5cfeyk