Welche Folgen hat die Demonetarisierung in Indien?
- Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern: Vor fast einem Jahr hat der indische Premierminister Narendra Modi alle 500 und 1.000 Rupien-Scheine für ungültig erklärt. Damit wurden 86 Prozent des Bargeldes von heute auf morgen für wertlos erklärt.
Modi erhoffte sich durch diese Maßnahme einen massiven Schlag gegen Schwarzgeld und Steuer-hinterziehung.
Ich selbst habe es miterlebt, was für ein Chaos dies in Indien verursacht hat. Menschen standen stundenlang vor Banken, um ihr Geld umzutauschen. Menschen hatten Angst, dass ihr gesamtes Erspartes, das sie in Form von Bargeld eben in diesen 500- und 1.000 Rupien Scheinen zu Hause aufbewahrt hatten, einfach nichts mehr wert ist. Trotzdem blieb die Bevölkerung ruhig und durchlief geduldig die oft zermürbenden Prozesse des Bargeldumtauschs.
Heute, fast nach einem Jahr ist es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Meinungen zu dieser sehr drastischen Maßnahme der BJP-Regierung sind.
Auf der einen Seite gibt es Kritik aus den eigenen Reihen. Der ehemalige Finanzminister und BJP-Mitglied Yashwant Sinha sieht in der Entwertung des Geldes einen großen Nachteil für die indische Volkswirtschaft. Die privaten Investitionen seien am Tiefpunkt angelangt und selbst die industrielle Produktion sei sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem aber hätten die Bauern, die Basis Indiens, und die damit verbundene Landwirtschaft keine Vorteile durch die MAßnahe. Ganz im Gegenteil, sie seien die eigentlich leidtragenden. Laut Sinha ist „die Demonetarisierung ein einziges Desaster“.
Aus der Wirtschaft hört man allerdings andere Stimmen.
Im Interview mit GodmodeTrader.de rechnet der Goldman-Sachs-Experte Prashant Khemka auf Grund dieser Demonetarisierung mit einer höheren Steuerehrlichkeit, einer Eindämmung der Schattenwirtschaft (was ja auch der Hauptbeweggrund des Premierministers war), einem höherem Verhältnis von Steuern zum BIP einer geringeren Haushaltsverschuldung, einer niedrigeren Inflation sowie niedrigeren Zinsen.
Ein weiterer positiver Faktor, laut Khemka ist, „dass die Steuerbehörden umfangreiche Daten zu den Einkünften von Privatpersonen und Unternehmen erhalten haben. Infolgedessen wurden 1,8 Millionen Kontobesitzer aufgefordert, Erklärungen zu Fällen abzugeben, in denen Einzahlungen in großer Höhe stattgefunden haben. Für sich genommen gewährleistet dies noch nicht, dass Einkünfte auch in Zukunft vollständig offengelegt werden.“ Die gesamten Auswirkungen hier darzulegen wäre zu umfangreich.
Dieses Jahr wurde in Indien eine einheitlich Umsatzsteuer (GST = Goods and Services Tax) eingeführt.
Auch diese Maßnahme hat eine enorme Auswirkung auf die Wirtschaft. Meiner Meinung nach war es höchste Zeit, dass diese eingeführt wurde, denn sie ersetzt etliche indirekte Steuern und vereinfacht somit das Steuersystem in Indien. Dass derartige Maßnahmen mit viel Unruhe und Unsicherheit verbunden ist, ist naheliegend. Eine (fast) einheitliche GST ist ein starker struktureller Treiber für die Wirtschaft.
Es gibt genügend lokale Beispiele, die zeigen, dass die Demonetarisierung kurzfristig zu Verlusten geführt hat, aber heute Rückblickend, dies eher zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation geführt hat.
Ausländische Investoren zeigen die Tendenz mehr Vertrauen zu gewinnen, vor allem wenn Korruption durch derartige Maßnahmen bekämpft werden soll. Die Regierung setzt damit ein Zeichen, dass sie einen drastischen Kurswechsel in vielen Bereichen vollzieht.
Im Jahre 2019 stehen die nächsten Wahlen an.
Indien ist auf Grund dieser aber auch Maßnahmen gegen Minoritäten sehr gespalten. Es wird sich zeigen, ob Herr Modi eine weitere Amtszeit regieren wird. Die anstehenden „Gujarat Legislative Assembly Elections“, die vom 09.-18.12.2017 stattfinden werden, werden schon mal ein wichtiger Hinweis dafür sein. Narandra Modi war nämlich dort in seinem Heimatbundesland, bevor er 2014 zum Premierminister gewählt wurde, 10 Jahre lang Chief Minister.
Text: Purvi Shah-Paulini
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