Curry-Wurst, Waschmaschine und Hindutempel

von | Jul 16, 2007 | Deutsch, Kultur | 0 Kommentare

Berlin, die Stadt an der Spree und Drehkreuz zwischen Ost und West, ist im steten Wandel. Eine Metropole zwischen schillernder Geschichte und imposanter Zukunft

Alexanderplatz, Prenzlauer Berg, Müggelsee oder gar die Kantine des Bundestages, sie offenbart sich überall und ist in aller Munde: Die Berliner Currywurst. Das schlechte Image aus alten Tagen hat der Berliner Kultimbiss längst abgestreift. Die kreative Gastroszene liebt die leichte, mediterran inspirierte Küche im Restaurant Facil, genießt den Gaumenkitzel im Goldrot oder verspeist selbstbewusst eine schön scharfe Currywurst bei Curry 36 in Kreuzberg. Berlin Besucher, die auf den Geschmack gekommen sind, sollten sich folgendes Museumshighlight vormerken. Demnächst eröffnet in Berlin das erste Currywurstmuseum weltweit. Warum in Berlin? Ganz einfach: Hier wurde die erste Currywurst der Welt zum Patent angemeldet und erhielt dadurch auf ewig einen Platz in der deutschen Kulturgeschichte.

Völker weltweit

Wer über den Tellerrand der deutschen Hauptstadt hinaus schauen möchte, den Berlin-Trip nicht als letzte Reise verbucht hat und die Völker der Erde als Freunde im Geiste ansieht, der sollte dem Haus der Kulturen der Welt, unmittelbar am Tiergarten gelegen, einen Besuch abstatten. Nach einem Jahr Umbauarbeiten erstrahlt das Gebäude, welches aufgrund seiner schwungvollen Dachkonstruktion auch gerne als „Schwangere Auster“ tituliert wird, in neuer Pracht. Ausstellungen, Konzerte oder die Asien-Pazifik-Wochen locken Besucher in das innere der Multi-Kulti-„Muschel“.
Berlin ist bekannt für seine kulturelle Vielfalt, jeder kann sie entdecken, der mit offenen Augen durch die Straßen wandert. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche am Kürfürstendamm, die Ertugrul Gazi Moschee in Kreuzberg, das Centrum Judaicum in der Spandauer Vorstadt oder der im Herzen Berlins geplante Sri Ganesha Hindu Tempel: Die Hauptstadt Deutschlands ist ein Füllhorn mannigfachster Menschen und Kulturen. Eine Metropole voller Lebenslust, Gedankenfreiheit, aber auch Gegensätzen und Spannungen.
Ob Inder, Türke oder Berliner Urgestein, eins ist sicher, wer auf der Suche nach Zutaten für sein Nationalgericht ist, muss das KaDeWe, das Kaufhaus des Westens besuchen, das in diesem Jahr 100jähriges Jubiläum feiert. Im sechsten Stock des Konsumtempels erwartet den Frittenliebhaber und den Gourmetkoch die größte Delikatessenabteilung Europas. Auf appetitlichen 7000 m² trifft man auf den verführerischen Duft von 60 Brot- und Brötchensorten, drängeln sich edle Fischsorten aus den Meeren dieser Erde und erhält man Käsesorten, die zu den besten der Welt gehören. Heute verbringen Ost- und Westberliner bei Wodka, Sushi und anderen Genusshappen hier gerne ein paar kurzweilige Stunden.

 

Planwirtschaft und Disney World

Vor der Wiedervereinigung konnten nur Westberliner das umfassende Warenangebot bestaunen und damit den Einkaufswagen füllen. Ihre Mitmenschen im Ostteil der Stadt standen dagegen meist vor leeren Regalen: Hier diktierte Jahrzehnte die Planwirtschaft das Angebot und den Inhalt des Kühlschranks.
Original-Spuren der historischen Teilung findet man erstaunlicherweise nur noch selten in Berlin. Weltberühmt, aber nachgestellt und touristisch aufgepeppt, manifestiert sich die Vergangenheit am Checkpoint Charlie. Der Checkpoint Charlie am Südende der Friedrichstraße war von 1961 bis zur Wende alliierter Kontrollposten. Heute erinnert ein Nachbau der ersten Kontrollbaracke und davor aufgestapelte Sandsäcke an den Grenzposten und an die Zeit des Kalten Krieges. Zahlreiche Souvenirläden, fahnenschwenkenden Pseudo-Amerikaner und Horden knipsender Touristen versprühen eine Art Disney-World-Atmosphäre. Authentische Objekte rund um Flucht, Todesstreifen und Mauerbau findet man im benachbarten Mauermuseum. Seriöser informiert das Dokumentationszentrum in der Bernauer Straße über diese deutsch-deutsch Epoche, Grenzanlage mit Grenzmauer und Todesstreifen inklusive.

 

Das saubere „Band des Bundes“

Am Spreebogen geht es politisch zu. Hier zentrieren sich die Parlaments- und Regierungsgebäude. Als so genanntes „Band des Bundes“ präsentieren sich von West nach Ost neue und alte Polit-Bauten. Im Westen, unmittelbar an der Spree gelegen, baut sich das kubistische, von den Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfene Bundeskanzleramt auf, das wegen seiner riesigen Kreisbögen liebevoll „Waschmaschine“ genannt wird. Nach Osten schließt sich das langgestreckte Paul-Löbe-Haus an, in dem die Ausschüsse des Deutschen Bundestages in Klausur gehen. Architektonisch eindrucksvoll gelöst ist die Verbindung zwischen vorgenanntem Gebäude und dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, dass die Bundestagsbibliothek beherbergt. Beide Bauten sind durch die Spree getrennt, jedoch harmonisch durch eine ausgeklügelte Dach- und Brückenkonstruktion optisch verbunden. Eines der touristischen Highlights der Stadt stellt das Reichstagsgebäude mit seiner faszinierenden gläsernen Kuppel dar. Norman Forster plante dieses öffentlich begehbare architektonische Meisterwerk. Spiralförmig dreht sich der Weg hinauf unter die lichte Kuppel. Ein perfekter Standort um das einzigartige Berlin-Panorama in geselliger Besucherrunde zu genießen. Im Süden erhebt sich das Brandenburgertor mit der vom Berliner Johann Gottfried Schadow entworfen Quadriga. Angrenzend breitet sich der neugestaltete Pariser Platz mit dem feudalen Hotel Adlon aus. Ebenfalls nur einen Steinwurf vom Reichstagsgebäude entfernt, beeindruckt das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. 2.711 Beton-Stelen von unterschiedlichster Höhe formieren sich zu einem Feld der Erinnerung und des Gedenkens an die bis zu sechs Millionen Opfer des Holocausts. Unterirdisch wird das vom international renommierten New Yorker Architekten Peter Eisenman entworfene und zeitweise kontrovers diskutierte Denkmal durch einen Ort der Information ergänzt.

 

Venedig an der Spree

„Vorsicht, bitte sitzen bleiben“, tönt es aus dem Lautsprecher. Stahlbrücken, Betonbrücken säumen den Weg bei einer Schiffsfahrt auf der Spree, manche so niedrig, dass der Kapitän warnend die Stimme erheben muss. Doch meistens lauscht man, bei einem kühlen Getränk, den Ausführungen des Kapitäns und erfährt so allerlei wichtiges und unwichtiges über Berlin und seine Bewohner. Mit seiner touristischen Ladung tuckert das Boot vorbei an Strandbars, wie dem Capital Beach am Ludwig-Erhard-Ufer, passiert die weltberühmte Museumsinsel mit dem Bodemuseum und ermöglicht einen Blick auf die Nikolaikirche und das markanteste Wahrzeichen Berlins, den 368 Meter hohen Fernsehturm.
Neben den weltberühmten Museen und eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten ist Berlin ganz sicher auch eine Shoppingreise wert. Die 2006 von der UNESCO zur Stadt des Designs gekürte Spreemetropole avanciert mit unzähligen trendigen Geschäften zum europäischen Mode-Mekka. Im extravaganten Quartier 206 an der Friedrichstraße offerieren viele internationale Designer ihre neuesten Kreationen. Einladend präsentieren sich auch die von Licht und Transparenz geprägten Potsdamer Platz Arkaden mit Shops bekannter Labels, Cafés und Bars.
Rings um das Shoppingzentrum fasziniert eine ultramoderne Hochhausarchitektur: das Kohlhoff-Gebäude mit dem schnellsten Aufzug Europas, das gelbfarbene Debis-Hochaus oder der Büro-Bau von Arata Isozaki. Im Herzen Berlins verwirklichten Architekten aus aller Welt eine Fusion unterschiedlichster Stilelemente. Im Kontrast zu dem Skyscraper-Feuerwerk breitet sich auf der gegenüberliegenden Seite das Sony Center mit seinem wunderbaren Zeltdach aus. Während man auf der Plaza an einem Latte macciato nippt oder dem Plätschern des Brunnens lauscht, blickt man immer wieder gebannt in die Höhe und verfolgt das Lichtspiel dieser atemberaubenden Dachkonstruktion.
Berlin, eine Stadt voller inspirierender Facetten, geglätteter Fassaden und moderner Ideen. Oasen der Natürlichkeit, Hinterhöfe voller Herz und Grün, auch das eine Seite der Berliner Wirklichkeit. Manches zeigt sich offenherzig und direkt, für manches bedarf es Zeit und Augenmaß.

Text: Thilo Scheu

Bild: Indisches Restaurant in Berlin, © Thilo Scheu

 

Hotels:

Lindner Hotel Am Ku`damm
Kurfürstendamm 24
D-10719 Berlin
Tel: +49 (0) 30-818 25-0
www.lindner.de
Das moderne Lindner Hotel Am Ku’damm liegt dort, wo der weltberühmte Kurfürstendamm am Lebendigsten ist, direkt im 2001 eröffneten CityQuartier Neues Kranzler Eck.

Hotel Q!
Loock Hotels
Knesebeckstrasse 33/34 · 10623 Berlin
Tel: +49 (0) 30-810066-0
www.loock-hotels.com
Innovatives und stylisches Hotel, unkonventionell im Design.

Restaurants:
Facil (im The Mandala)
Potsdamerplatz 3
www.facil.de

Goldrot
Kurfürstendamm 64/65
www.goldrot-berlin.de

Curry 36
Mehringdamm 36 / Kreuzberg

Currywurstmuseum
-E.I. Edutainment International GmbH
Projekt: Deutsches Currywurst Museum Berlin
Kurfürstendamm 46
10707 Berlin
Tel: +49 30 887186-30
Fax: +49 30 887186-59
info@currywurstmuseum.com

weitere Informationen zu Berlin:
Berlin Tourismus Marketing GmbH
Am Karlsbad 11
D-10785 Berlin
www.visitberlin.de
Telefonisches Service Center: 030 / 25 00 25 (Hotels. Tickets. Infos.)
Fax: +49 (0)30 25 00 24 24

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Neueste Podcast Episoden

Episode 12/21: Die Weisheitswerkstatt „Wirtschaft neu denken in Familienunternehmen“ mit Daniela Sarrazin

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Ihre Leitlinien für ihr Handeln und Tun – auch für den heutigen Podcast mit dem Titel „Wirtschaft neu denken in Familienunternehmen – sind:
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Episode 11/21: Die Weisheitswerkstatt 4. Interview mit Ajahn Michael über „Vergebung“

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Viel Freude beim zuhören.

Episode 10/21: Die Weisheitswerkstatt 3. Interview mit Ajahn Michael über „Das Bedingte Entstehen“

Was immer geschieht, geschieht, weil (unter allen Umständen, die hätten vorliegen können) genau die Umstände vorlagen, die zum konkreten Entstsehen des Ereignisses geführt haben.“

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Danke, lieber Rolf, für deine tiefe Freundschaft. Schön, dass wir uns kennen!

Viel Freude beim Anschauen des Videos, das mit wirklich informativen Folien begleitet wird. Natürlich auch anzuhören, nur dieses Mal ist es wichtig die Folien zu sehen.

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Warum nennt Buddha sich Beklagen, Geburt, Kummer usw. Leid? Man könnte sagen, dass diese Begrifflichkeiten zu Leid führen. Sie sind eigentlich nicht per se Leid. Aber Buddha hat es, so wie oben beschrieben, definiert. Warum? Das ist eine der Fragen, die Ajahn Michael sich lange gestellt hat. Durch lange Recherchen in der Neurologie, der Psychotherapie und der Psychopathologie hat er Tools gefunden, um genau das zu verstehen. Seine interessanten Entdeckungen, v.a. dass die Lehren des Buddha kongruent mit den genannten Wissenschaften sind, teilt er mit uns in diesem Interview.

Dieses Interview schließt zwar an das erste Interview mit Ajahn Michael an, steht aber für sich und kann somit auch ohne Vorkenntnisse angeschaut bzw. angehört werden.