Kultur und Sprache – Ein Fallbeispiel Kommunikation zwischen Japan und Deutschland

von | Feb. 15, 2018 | Deutsch, Indien, Indien Interkulturell, Markteintritt Indien, Offshoring, Outsourcing, Veränderungsprozesse, Wirtschaft | 0 Kommentare

Es ist 16:00 Uhr nachmittags und meine muttersprachlichen Kollegen erreicht – wieder einmal – eine dieser dringenden Anfragen eines unserer Kunden in Tokyo: „Could you please review my email and the attached report… !“

Klar, wer Japan kennt und mit Menschen aus dieser Kultur zusammenarbeitet, der weiß, dass in Japan immer viel (sehr viel) gearbeitet wird, und dass eine E-Mail, die in Tokyo um 24:00 Uhr Ortszeit abgesandt wurde nichts Ungewöhnliches ist. 

Dennoch überrascht immer wieder die Dringlichkeit, mit der der Wunsch nach sprachlicher Korrektheit im Englischen geäußert wird. Hier zeigt sich die unglaubliche Höflichkeit, die ich an Japanern so sehr schätze. Es gehört sich in diesem Kulturkreis einfach nicht, eine unsaubere bzw. nicht korrekte Arbeit zu erstellen und diese dann womöglich mit einer unklar formulierten E-Mail zu versenden. Wir Westeuropäer sehen das häufig deutlich lockerer, zumal wir im beruflichen Kontext unser Englisch für allemal ausreichend – und daher auch für nicht korrekturwürdig – halten. So nicht jedoch die Japaner. Bevor sie sich die Blöße geben, dass es mit dem Englischen vielleicht schwierig sein könnte, beantworten sie lieber eine E-Mail gar nicht oder es muss zunächst intern irgendwo im Unternehmen übersetzt werden, und erst dann erhalten wir die E-Mail beantwortet wieder zurück. In diesem Fall natürlich – denn die Freude ist ja groß, dass wir eine Antwort bekommen – beantworten wir diese E-Mail umgehend und mit unserem gewohnt „gutem“ Englisch. Leider dauert es wieder mindestens 14 Tage, bis wir eine Antwort erhalten, da unser Kontakt möglicherweise unsere Antwortmail zunächst übersetzen lassen muss, uns das aber aus den genannten kulturellen Gründen nicht mitteilen kann. 

Sie können sich sicherlich denken, dass es enorm schwierig ist auf diese Art und Weise Geschäfte miteinander zu gestalten, denn die Zeit, die ins Land streicht bis ein dringendes Anliegen, wie hier z.B. zwischen Deutschland und Japan, geklärt ist, ist unendlich lang. Zeit, die wir alle in unserem beruflichen Alltag, weder hier noch in Japan, zur Verfügung haben.

Also bin ich doch sehr froh, dass unser eingangs erwähnter japanischer Kunde den Service für ein muttersprachliches Lektorat annimmt und seine Texte und E-Mails sprachlich und grammatikalisch überprüfen lässt. 

Meine englischen Kollegen haben die E-Mail und den Report auch gleich korrigiert, die E-Mail nach Japan zurückgesandt. Um 17:30 Uhr, also um 1:30 Uhr morgens in Tokyo, erhalten wir noch ein glückliches Dankeschön aus Japan. Um 18:00 Uhr machen meine Kollegen und ich wie immer Feierabend. Ich denke daran, wie gut es uns geht, dass wir äußerst selten mal bis 23:00 Uhr im Büro sind, bis 1:30 Uhr Gott sei Dank noch nie! 

Am nächsten Morgen haben wir schon die Antwort-E-Mail desjenigen erhalten, an den die E-Mail unseres japanischen Kunden gerichtet war. Denn auch die in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter des Kunden in Japan nutzen nun den muttersprachlichen Lektoratsservice, um zu vermeiden, dass sie ihrerseits die japanischen Kollegen mit nicht richtig formulierten E-Mails oder Reports konfrontieren. Auf diese Weise wird der interkulurelle Umgang miteinander nicht nur angenehmer, sondern es geht auf einmal auch noch viel schneller.

Und schwupp, da kommt auch schon wieder der nächste Request aus Japan. Dieses Mal zu einer für beide Länder vertretbaren Zeit.

Es macht Spaß zwischen den Kulturen sowohl inhaltlich als auch sprachlich zu vermitteln. Ich wünsche mir mehr davon, da es einen respektvollen und zeitnahen Umgang miteinander gewährleistet! 

Text: Alexander Seiler

Bild von Alexander Seiler zeigt Heidelberg. Ein beliebtes Ausflugsziel vieler Asiaten.

Besuchen Sie mich im Sozialen Netzwerk.

Publikation

Neueste Podcast Episoden

Episode 22: Die Weisheitswerkstatt 2. Interview Wulf M. Weinreich „Totenbuch, Evolution, Epigenetik, Wirtschaft & Politik“

Im ersten Interview mit Wulf Mirko Weinreich haben wir über das integrale Modell gesprochen und wie es möglich ist, Wirtschaft, Politik und Spiritualität in diesem Modell miteinander zu verbinden. In dieser Episode bildet die Grundlage das tibetanische Totenbuch, das Wulf Mirko für die westliche Welt vereinfacht in die deutsche und englische Sprache übertragen (NICHT übersetzt) hat. „Das integrale Totenbuch“ unterstützt Sterbende darin, in die unterschiedlichen „Bardos“ begleitet zu werden. Wenn es so ist, dass alle Menschen gleich sterben, und wenn manifest, subtil & kausal universelle Kategorien sind, so dass jeder Mensch da durch geht, dann muss man es auch jeder beschreiben können, ohne dass man Religionswissenschaften oder Buddhismus per se studiert haben muss.
Warum es für Julia und mich wichtig ist, den Tod zu thematisieren? Die Art und Weise wie die Menschen mit Krisen umgehen, macht deutlich, dass wir, vor allem in der westlichen Welt, Angst vor dem Tod haben. Die Natürlichkeit, die der Tod eigentlich mit sich bringt (alles was lebt, wird nun einmal sterben), ist verloren gegangen und die Handlungen vor allem in Wirtschaft und Politik basieren auf „Lebenserhalt um jeden Preis“. Die Ursachen, die zum eigentlichen Leid führen, werden gar kaum berücksichtigt. Symptome werden behandelt. Die Abgetrenntheit zum Subtilen und Kausalen lässt die Angst entstehen. Die Verbindung zu diesen lässt Vertrauen entstehen.

Viel Spaß beim Zuhören. Es ergibt Sinn das erste Interview mit Wulf Mirko anzuschauen, da dieses Gespräch darauf aufbaut.

Episode 21: Die Weisheitswerkstatt „Trauerbegleitung“ Interview mit Petra Sutor

Petra Sutor ist Marketing Managerin bei einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft.
Als Trauerbegleiterin begleitet sie im Unternehmen Trauernde, die Angehörige & Kollegen verloren haben. Sie ist systemischer Coach und eine erfolgreiche Autorin.
Mit ihr sprechen wir über das Thema Tod, wie sie es zusammen mit einer Kollegin geschafft hat, eine Anlaufstelle für Trauernde im Unternehmen zu etablieren und den Tod in diesem Umfeld von einem Tabuthema zu einem akzeptierten Thema zu machen. Es ist ein sehr vielseitiges Gespräch, wo interkulturelle Aspekte, westliche und östliche Umgangsformen u.v.m. eine Rolle spielen.
Schauen oder hören Sie hinein, in diese sehr spannende und bewegende Episode.

Episode 20: Die Weisheitswerkstatt Interview mit Wulf Mirko Weinreich „Corona, Leadership in Wirtschaft & Politik aus integraler Sicht“

Tauchen Sie in die integrale Welt ein. Wulf-Mirko Weinreich erklärt uns in dieser Episode das integrale Modell nach Ken Wilber in Bezug auf Spiritualität und Psychologie. Wie lässt sich der Umgang mit Corona von Wirtschaft und Politik mit diesem Modell erklären? Den Bogen zu Leadership in diesen beiden Bereichen spannen wir auch und kommen zu interessanten Schlussfolgerungen.

Sich dieses Mal das Video anzuschauen lohnt sich, denn es werden einige Folien zu Erklärung gezeigt.

Episode 18: Die Weisheitswerkstatt Interview mit Violetta Pleshakova über Leadership, Paradigmenwechsel und Weiblichkeit

Violetta Pleshakova bezeichnet sich selbst als eine Pradigmenwandlerin, eine spirituelle Mentorin und als einen intuitiven Kanal. Sie zeigt sich offen nach ausßen mit ihrer Spiritualität und bringt klar zum Ausdruck woran glaubt.
In diesem Kapitel geht es auch um Leadership und darum, wie Spiritualität in diesem Kontext auf authentische Weise gelebt werden kann, die nichts aus- sondern alles einschließt!