Deutsch-Indische Geschäftsbeziehungen: Ratio trifft auf Achtsamkeit
Und später im Oktober fand der PMO Tag und PMO Kongress in Nürnberg statt, in dem das Thema Projektmanagement ausführlich aus verschieden Perspektiven durchleuchtet wurde. Hier habe ich über das Thema Leadership gesprochen und dabei die Ratio und die Herzensintelligenz (die sehr ausführlich erforscht ist und man mittlerweile festgestellt hat, dass diese eine eigeneständige Intelligenz darstellt) gegenübergestellt und diese miteinander verbunden.
Als integrale Beraterin, mit einem indischen Ursprung, kann ich diese Aspekte einfach nicht ausschließen und wenn wir über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sprechen, dann ist es auch notwendig, über Veränderungen von Denk- und Handlungsweisen in Unternehmen zu sprechen.
Um den integralen Ansatz etwas besser zu verstehen, gibt es viel im Netz und ich bin in meinem Beitrag „Integrales Change- was bedeutet das?“ in Bezug auf organisationale Veränderungen eingegangen.
Heute möchte ich hinterfragen, was die deutsche Geschäftswelt von der indischen Geschäftswelt lernen kann und auch anders herum. Ebenso in welchen Kulturkreis die Ratio einerseits und Achtsamkeit andererseits vermehrt zu finden ist, und was passiert, wenn beide im Businessalltag miteinander verbunden werden?
Im Moment des Betretens indischen Bodens, merkt man. dass die Menschen und die Energie im Alltag – ob geschäftlich oder privat – insgesamt im Vergleich zu Deutschland eine andere ist.
Der Umgang der Menschen untereinander, das Treiben auf den Straßen, das enge Gedränge und trotzdem eine Gelassenheit und eine Akzeptanz der gegenwärtigen Situation, die Einstellung der Menschen im Geschäftsleben u.v.m. sind anders als in der gewohnten Umgebung zu Hause. Es befinden sich überall an den Straßen, egal ob innerhalb einer Metropole oder außerhalb, viele Gebetsecken und Tempelanlagen.
Teilnehmer meiner Seminare können ihre Erlebnisse und Ihre Beobachtungen oft nicht in Worte fassen. Beim Erzählen jedoch merke ich sehr oft, dass die Erfahrungen vor Ort oft bleibende Eindrücke (meist positiv) hinterlassen, und dass diese die Einstellung und Perspektiven zu vielen Themen im Leben verändert haben. Diese Erfahrungen, so die Teilnehmer, haben für sie nichts mit Esoterik zu tun. Ganz im Gegenteil: Die Menschen in Indien lebten, so die Erfahrung der Teilnehmer, eine wahrhaftige und authentische Spiritualität, die stark mit Traditionen verbunden ist.
Die Geschäftsleute in Indien verbinden ihre geschäftlichen Aktivitäten sehr gerne (und oft sehr bewusst) mit den Lehren der heiligen Veden. Allen voran steht die Bhagavad Gita (übersetzt: Der Gesang der Erhabenen). Dieses sehr alte Wissen, das bis heute noch vorherrschend im Alltag der Hindus ist, beeinflusst viele Lebensbereiche.
In Unternehmen selbst, sind für alle Religionen Gebetsecken eingerichtet, so dass die Mitarbeiter ihren Bedürfnissen entsprechend, ihrer spirituellen oder religiösen Neigung nach ausrichten können.
Wie Sie sehen können ist sehr viel von dem was ich beschreibe, im Inneren eines Menschen und einer Gesellschaft bzw. eines Systems verortet.
Außenstehende können in Indien erst durch Beobachten von religiösen Praktiken und durch Gespräche herausfinden und vielleicht verstehen, warum was gemacht wird und was genau damit erreicht werden soll. Die indische Gesellschaft ist vom Kollektivismus geprägt, in dem man seine religiöse Neigung auch durch Kleidung und eben den erwähnten Praktiken gerne nach Außen zeigt.
Dass Religion, Glaube und Spiritualität (es ist mir sehr wichtig, diese Begrifflichkeiten zu unterscheiden. Dazu könnte ich einige Blogbeiträge schreiben ;-)) auch im Businessalltag eine relevantere Rolle spielen als in Deutschland, ist für deutsche Unternehmer sehr ungewöhnlich und oft auch nicht nachvollziehbar. Davon hängen viele Geschäftspraktiken ab, d.h. die Geschäftsethik richtet sich oft nach den Inhalten der Schriften. Und auch der Erfolg einer Zusammenarbeit kann davon abhängen.
Wenn wir den deutschen, individuellen Kulturkreis betrachten, ist dieser vom Christentum geprägt. Diese Werte spielen im Businessalltag natürlich auch eine wichtige Rolle. Nur werden christliche Rituale nicht sehr offensichtlich im Businessalltag praktiziert. Religion und Glaube sind Privatsache. Der Businessalltag in Deutschland ist stark von Rationalität geprägt. Alles was nachgeforscht und/oder bewiesen wurde zeigt sich als wahr. Spirituelle Themen passen hier nicht wirklich rein. Mein Erleben ist häufig, dass dies relativ schnell in die Schiene der Esoterik fällt. Nur hat das eben mit Esoterik überhaupt nichts zu tun.
Esoteriker funktionieren Erkenntnisse wirklich spiritueller Menschen zur Ausrede um. Mit ihren ‚Wahrheiten’ wird dann wie wild um sich herum ge-rat-schlagt, ungefragt.
Spirituelle Menschen jedoch, stellen Fragen, schlagen nicht mit Antworten – und schon gar nicht ungefragt – um sich. Sie haben kein Interesse daran, jemanden zu bekehren. Spirituelle Menschen leben einfach ihr Leben von ganzem Herzen.
Nun befinden wir uns in einer Welt, die es sich nicht mehr leisten kann, eine Perspektive der Spiritualität, vor allem im Geschäftsleben, auszulassen.
Dazu kann die indische Weisheit mit den Lehren u.a. aus der Bhagavad Gita helfen. Andere vedische Weisheiten finden in der westlichen Welt ja schon sehr hohen Anklang, wie z.B. Ayurveda und Yoga(veda). Dass andere Teile aus der Veda auch hilfreich sein können, um zum Beispiel den sog. Purpose eines Unternehmens zu definieren und die Ziele danach auszurichten, ist eine Win-Win-Win-Win Situation (für Menschen, Unternehmen/Organisationen, andere Lebewesen und Planten).
Die Evolution des Denkens zeigt, dass die Weisheiten aus den Veden, die im prärationalen Denken entstanden, in der rationalen Welt verloren wurden und im transrationalen durch direkte Erfahrung durch Praxis der nicht-linearen Logik ein Revival auf einer anderen Stufe erreicht hat.
Unternehmen die einen Sinn schaffen, die dem Allgemeinwohl, d.h. Mensch, Tier und Planet dienen, sind zukunftsfähig. Der Profit bleibt, sicherlich nicht gleich hoch, aber ausreichend, um ein würdevolles Leben für alle (zukünftigen Generationen) zu schaffen und schließt gleichzeitig die Erhaltung des Planeten längerfristig mit allen Lebewesen ein.
Interesse mehr „Seele“ in Ihr Unternehmen zu bringen und Sinnhaftigkeit zu fördern? Dann melden Sie sich gerne bei mir und wir sprechen über Ihre individuellen Möglichkeiten.
Text: Purvi Shah-Paulini
Bild: Pixabay
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Im heutigen Kapitel diskutieren wir darüber, welche Fähigkeiten und welches Bewusstsein Führungskräfte in Zukunft brauchen?
Denkweisen des letzten Jahrhunderts können keine Lösungen für die Zukunft bringen. Wie können Denkweisen entwickelt werden, die zukünftige Entwicklungen unterstützen und die komplexen Krisen einbeziehen, mit denen die Menschheit konfrontiert sein wird, z. B. den Klimawandel, in dem wir uns bereits befinden? Es ist eigentlich ganz einfach, denn indigene Völker leben entsprechend. Was können wir von ihnen lernen?
Sehen Sie sich dieses Video an und genießen Sie unser Gespräch.
Episode 01/21: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 1/21 „Wir sind viele. Mit WAS identifizieren wir uns?“ (English)
„Der Herbst, eine Zeit, in der die Illusion der Maya verblasst, eine Freiheit von der Identifikation mit der illusorischen Persona. Denn so wie die Bäume jedes Jahr ihre Blätter loslassen, um die neue Jahreszeit zu umarmen, gibt es keine Notwendigkeit, die Schatten zu bekämpfen, die die Illusion bilden oder die Masken, die unsere egoischen Persönlichkeiten bilden, sondern wir genießen die Illusion als das, was sie ist, und finden die Freiheit, eine Rolle außerhalb der Identifikation anzunehmen und zu spielen.“
– Virgil Kalyana Mittata Iordache
Wir identifizieren uns mit dem, was wir erreicht haben, was wir gesammelt oder gekauft haben. Wir identifizieren uns über unsere Rollen. Wir haben tatsächlich die tiefere Verbindung zu Liebe, Wissen und Ordnung verloren. Dadurch haben wir die Verbindung zu unseren unendlichen Ressourcen verloren.
Wir dürfen nicht vergessen, dass es unendliche Ressourcen gibt. Per Definition wird eine unendliche Ressource nicht weniger, weil wir sie verbrauchen.
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Julia und ich blicken auf ein bewegtes Jahr 2020 zurück. Wir teilen unsere persönlichen Eindrücke in dieser Coronazeit und sprechen darüber, was die Episoden und die unterschiedlichen Interviews uns auf welche Weise berührt, inspiriert und zum Nachdenken gebracht haben.Wir bedanken uns bei allen Zuhörern und wünschen eine besinnliche und ruhige Weihnachtszeit.
Bleiben Sie gesund und wir freuen uns auf ein fröhliches Wiedersehen in 2021.
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Viel Spass beim Zuhören oder anschauen des Videos. Andreas‘ erfrischende und leichte Art macht Freude.
Episode 23: Die Weisheitswerkstatt „Komplexitätsmanagement“ Interview mit Gitta Peyn (Englisch)
Mit Komplexität müssen wir täglich umgehen. Vor allem in globalen, komplexen Geschehnissen, wie wir es mit der Klimakrise erleben. Wie hängt was zusammen?
FORMWELT ist eine Programmiersprache für Sprachen und Bedeutung, das von Gitta Peyn und ihrem Mann Ralf entwickelt und programmiert wurde. Es ist ein linguistisches System, das auf Injunktion aufbaut, um Definition zu erreichen.
Hören rein oder sehen Sie sich das spannende Interview an.