Pünktlich am Aschermittwoch heißt es, wie jedes Jahr, nach der Karnevalszeit ist vor der Fastenzeit. Viele haben es in der 5. Jahreszeit ordentlich krachen lassen, sich dann aber vorgenommen zu fasten. Manche nur kurz, manche tatsächlich vierzigtägig bis Ostern. Ob kurz oder lang, viele haben dabei einen gemeinsamen Gedanken. „Gott sei Dank“ ist diese Zeit bald rum und wir können wieder ein „normales“ Leben führen.

 

Was aber bedeutet es zu fasten und welche Auswirkung hat es auf unseren Körper, aber vor allem auf den Geist?

 

Das Wort Fasten kommt aus dem althochdeutschen und bedeutet „(an den Geboten der Enthaltsamkeit) festhalten“. Im Gotischen bedeutet das Wort „fastan“ „(fest)halten, streng beobachten, bewachen.

Es ist nicht zu verwechseln mit Abstinenz. Dies ist das Weglassen eines Genussmittels und/oder die Einschränkung einer ganz konkreten Art des Konsums. Wenn also jemand in der Fastenzeit konkret auf Alkohol, Schokolade, Medienkonsum usw. verzichtet, fällt das unter Abstinenz.

In Bezug auf Indien ist das Fasten in vielen Bereichen gängig. Einmal, um für etwas zu büßen, aber auch um die Seele zu reinigen. Wer, wann und wie lange fastet, entscheidet jeder für sich selbst. Meistens werden solche Rituale von Generation zu Generation weitergegeben.

Am bekanntesten wurde das Fasten in Indien durch Mahatma Gandhi, der durch mehrere „Fasten bis zum Tode“ auf Ungerechtigkeiten auf politischer Ebene aufmerksam machte. Der gewaltlose Widerstand bekam auf der ganzen Welt Aufmerksamkeit. Selbst Albert Einstein, der Gandhi nie persönlich kennenlernte, schrieb ihm einen Brief, in dem er ihn als ein Vorbild für die Welt beschrieb und hoffe, dass diese Art des Widerstands mehr Gehör finden würde.

 

Was aber ist der eigentliche Sinn des Fastens? In allen Religionen findet man dazu Praktiken, die den Menschen darin bestärken, regelmäßig oder zumindest einmal im Jahr, zu Fasten. Fasten kann vom Weglassen mehrerer Nahrungsmittel gleichzeitig, bis hin zu völligem Verzicht von Nahrung für eine bestimmte Dauer, bedeuten.

 

Auch ich habe Erfahrung in diesem Bereich. Völliges Weglassen von Nahrung entspricht momentan nicht meiner Lebenssituation. Aber angefangen von Abstinenz von Alkohol (bis zu 2 Monate), Weizen, Schokolade bis hin zu Verzicht auf säurebildenden Lebensmitteln in einem Zeitraum von 14 Tagen, habe ich schon sehr wohl gemacht. Zuletzt im Februar dieses Jahres. Das Basenfasten hat neben den wunderbaren Effekt des Gewichtsverlusts, den Vorteil, nicht hungern zu müssen. Dem Körper werden nur basische Lebensmittel zugeführt (also nur Obst, Rohkost und Gemüse). Hier wird komplett auf Säurebildner wie Getreide (inkl. Pseudogetreide, wie z.B. Hirse), alle Milchprodukte, Kaffee, Schwarztee, Alkohol, raffinierten Zucker u.v.m. verzichtet.

 

Der Effekt ist, dass ich eine reinere Haut bekam (nachdem es sich verschlimmbessert hatte), besser schlafen konnte, morgens fitter war, die Verdauung optimal funktionierte und im wahrsten Sinne des Wortes „klarer sehen“ konnte. Die Angst, die ich jedes Mal davor habe, nicht durchzuhalten, ist nach zwei Tagen verflogen. Denn meine Schwäche „Süßigkeiten“, vor allem Schokolade, habe ich durch Trockenobst gut ersetzt und lässt jedes Verlangen nach Industriesüßigkeiten im Keim ersticken.

 

Dass das Fasten mich dazu gebracht hat disziplinierter und aufmerksamer (auch in Form von Konzentration) zu sein, ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, den man nicht unterschätzen sollte.

 

Denn darum geht es doch: Sich darauf zu besinnen was wichtig und elementar für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden ist.

Die Effekte sind aber noch viel weitreichender. Ich habe gesehen, dass ich durch mein verändertes Essverhalten völlig anderen Müll produziere: Kaum Plastik, aber dafür extrem viel Biomüll. Was wäre, wenn wir alle mehr Obst und Gemüse äßen, mehr zu Hause mit frischen Produkten kochen würden und weniger Convenience Food konsumieren würden? Jeder, nur einmal die Woche. Was hätte das für eine Auswirkung auf unsere (Um)Welt?!

 

Ich bin aber auch Realistin und ehrlich zu mir selbst: Ein Leben lang auf Genussmittel zu verzichten kann und will ich nicht. Was ich aber kann ist, bewusster zu Essen und mir öfter andere Belohnungen zu setzen als Schokolade. Fleischesser können lernen Fleisch als Beilage und Gemüse als Hauptkomponente zu nehmen. Kleines Umdenken mit großer Wirkung. Vielleicht finden Sie auch eine Möglichkeit unliebsame Gewohnheiten zeitweise zu ersetzen. Ich freue mich über Ihre Anregungen.

 

 

 

Text: Purvi Shah-Paulini

Bild: Pixababy[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/6″][/vc_column][/vc_row]

Besuchen Sie mich im Sozialen Netzwerk.

Publikation

Neueste Podcast Episoden

Episode 5/23 Weisheitswerkstatt: Innovation, Nachhaltigkeit & Bewusstseinsstufen

Mit Dr. Jan Berstermann unterhalte ich mich über zukunftsfähige Innovationen und darüber, welchen Einfluss Reifegrade dabei haben. Natürlich setzen wir diese in unsere Kontexte und definieren diese. Für uns ist es wichtig klarzustellen, dass Reifegrade als eine Orientierung dienen, so wie ein Navigationssystem uns durch Landkarten leitet und es keineswegs als eine ideologisierende Kategorisierung gesehen werden soll.

Dr. Berstermann ist Wirtschaftsingenieur und promovierter Wirtschaftswissenschaftler, insbesondere im Bereich Nachhaltiges Management. Erletiet gemmeinsam mit Prof. Dr. Karin Schnitker das Reallabor Innovation, Entrepreneurship und agile Führung an der Hochschule Osnabrück und ist seit 2017 Lehrbeauftragter u. a. in den Bereichen Betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement und Systemische Führung. Zwischen 2015 und 2017 war er als Organisationsberater in einer mittelständischen Unternehmensgruppe der Bio-Lebensmittelbranche tätig.

Episode 4/23 Weisheitswerkstatt: Frugale Innovation Praxisbeispiel mit Flo Oberhofer

Auch diesesmal spreche ich über das Thema Frugale Innovation. Zusammen mit Flo Oberhofer, einem deutschen Nachhaltigkeits-Berater, der in Indien lebt, unterhlaten wir uns über die Praxis.

In diesem Podcast unterhalten wir uns über „einfache“ Technologien, warum Over-Engineering in Ländern wie Indien nicht hilfreich sind, welchen Impact Flo mit seinem Team von Terra Preta in Indien hat und wie dadurch den Bauern geholfen wird, die natürliche und erschwingliche Dünger dadurch erhalten.

Terra Preta Impact Innovations LLP wurde gegründet, um in der EU ansässige Unternehmen und Organisationen bei der Entwicklung von Impact-Projekten und der Gründung von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit in Indien zu unterstützen.

Mit einem starken Fokus auf bewusstes und soziales Unternehmertum arbeitet Flo mit seinem Team in verschiedenen SDG-bezogenen Bereichen wie Biodiversität, CleanTech, Kreislaufwirtschaft, verantwortungsvolle Beschaffung oder regenerative Landwirtschaft. Durch die Gründung unabhängiger Unternehmen helfen sie Unternehmen, ihre Wertschöpfungsketten in Richtung eines zukunftsfähigen, nachhaltigen Ansatzes neu zu definieren.

Pixabay Image by Annca

Episode 03/23 Weisheitswerkstatt: Frugale Innovation mit Prof. Dr. Rajnish Tiwari

Die Welt verändert sich in einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit. Wir haben eigentlich schon längst verstanden, dass höher, schneller und weiter nicht die Lösung für die Zukunftsfähigkeit der Menschheit Bestand hat. „Weil wir uns es nicht mehr erlauben können als globale Gesellschaft unseren Ressourcenverbrauch so fortzuführen wie bisher, müssen wir … uns Gedanken machen über unsere Produktarchitektur. Das ist der Beitrag von frugaler Innovation im Sinne der Nachhaltigkeit, der den Ressourcenverbrauch in Hinblick auf die Effizienz und auf die Effektivität auf den Prüfstand stellt.“
Das Gespräch mit Prof. Dr. Rajnish Tiwari gibt einen tiefen Einblick in das Thema „Frugale Innovation“ i.S.v. „angemessen“. Was kann die westliche Welt von Entwicklungen in Schwellenländern lernen und welche Ausswirkungen haben diese auf die Produktbeschaffenheit, auf den Weg den auch die westliche Welt gehen muss, um Ressourcenverschwendung zu vermeiden? Das und vieles mehr besprechen wir in diesem Podcast.

Viel Freude beim Reinhören.