Auf vielen Stammtischen höre ich immer wieder die Forderung, dass Schwellenländer insgesamt mehr Verantwortung für die Umwelt übernehmen müssen. Da ist etwas Wahres dran. Indien und China zusammen haben 2,7 Mrd. Menschen (Stand 2016). Das sind mehr als 32 % der Weltbevölkerung. Tendenz steigend.

In einem meiner letzten Artikel berichtete ich bereits darüber, dass wenn die Grundvoraussetzungen stimmen, China und Indien bis zum Jahre 2050 die größten Volkswirtschaften sein könnten. Das birgt vor allem in Sachen Umwelt eine enorme Verantwortung. Umweltschäden wirken sich bekannterweise nie nur lokal, sondern global aus. Auch heute können wir das schon beobachten. Nichtsdestotrotz sollte man vorsichtig mit zu schnellen Bewertungen sein. Mit dem ermahnenden Finger auf diese Länder zu zeigen ist nicht die Lösung. Menschen, Länder und Organisationen durchlaufen eine Entwicklung. Genauso, wie es die heutigen Industrieländer, vor allem nach dem Weltkrieg, durchlaufen haben. Gewisse Phasen können nicht übersprungen werden. Aber auf Grund der heutigen vorhandenen Technologien können manche Entwicklungen schneller durchlaufen werden.

Wie und wovon das abhängig ist, werde ich in einem separaten Artikel erläutern.

Betrachtet man die Medienlandschaft, so findet man meistens nur schlimme Bilder über Indiens Umwelt. Um zu zeigen, dass sich Indien durchaus des Themas Umwelt angenommen hat, habe ich recherchiert und einige vielversprechende Projekte gefunden.

Der südindische Bundesstaat Tamil Nadu hat dreimal so viele Einwohner als Australien. Das BIP ist ungefähr so hoch wie das von der Ukraine oder von Sri Lanka.

Laut dem World Economic Forum produziert das Bundesland mehr Windenergie als Schweden oder Dänemark. Mittlerweile ist es das drittgrößte indische Bundesland, das Solarenergie produziert. Und bis zum Jahr 2027 könnte dort die gesamte Elektrizität von erneuerbaren Energien stammen. Also wenn Tamil Nadu’s Wirtschaft boomt, während es den CO2 Ausstoß senkt, könnte das Land ein Klimavorreiter für die globalen Schwellenländer sein.

 

In Mumbai fand in den letzten zwei Jahren am sogenannten Versova Strand eine massive Reinigung statt. Diese war so erfolgreich, dass es erstmals nach Jahrzehnten wieder Schlüpflinge einer bedrohten Schildkrötenart gab. Die UN benannte dieses Projekt als einer der weltgrößten Aufräumaktionen. Aus einer Müllhalde mit ungefähr 5.000 Tonnen Müll ist ein Traumstrand geworden. Diese Aktion wurde durch einen Anwalt initiiert, der anfänglich mit einem Nachbarn anfing an Wochenenden den Müll einzusammeln. Durch Aufrufe in den sozialen Netzwerken wurden daraus 1.000 Helfer, darunter Slum-Bewohner, Schulkinder, Politiker und Bollywood-Stars. (Lesen Sie hier mehr über dies Aktion)

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du sehen willst für diese Welt.“ Diese Reinigungsaktion zeigt deutlich, welchen Einfluss jeder einzelne von uns hat, und dazu beitragen kann, die Welt etwas besser zu machen.

 

Auch in der Metropole und Landeshauptstadt Neu Delhi gibt es seit Anfang 2017 ein Verbot von Einweg Plastik-Müll. Gerade hier, wo Plastikmüll illegal verbrannt wird, das unter anderem der Grund für die hohe Luftverschmutzung ist, ist dies ein wichtiger Schritt. Dieses Verbot gilt auch im Umliegenden Staatsgebiet „Delhi National Capital Territory“ (Quelle https://utopia.de/)

 

Natürlich nehmen sich nicht nur große Ballungszentren diesem Thema an. Ich selber erlebe auf meinen Reisen in Indien immer mehr, dass kleinere Orte auf Plastiktüten verzichten. Hinzu kommt, weil man die eigene Wirtschaft mehr und mehr fördern will, in Dörfern, wie zum Beispiel in Kodaikanal, im Süden des Subkontinents, vorwiegend lokal produzierte Waren verkauft werden. Dies hat auch eine enorme Auswirkung auf den globalen CO2 Ausstoß.

 

Ich bin mir sicher, dass durch eine einfache Recherche viele weitere vorzeigbare Bespiele – nicht nur in Indien, sondern auch in anderen BRICS-Ländern – gefunden werden können.

 

Es reicht nicht aus, nur an einer Schraube zu drehen, um das Thema Umwelt ganzheitlich zu betrachten. Vor allem sollte man nicht nur ein einzelnes Land betrachten, sondern alle Faktoren, die voneinander abhängig sind, einbeziehen. Es spielen Nachbarländer, Wirtschaft, Politik aber auch die Bürger eine entscheidende Rolle, so wie die hier beschriebenen Projekte zeigen.

 

Wenn Indien mit solchen Projekten weiter voran schreitet und mehr davon initiiert, kann es ein Vorbild sein. Für die anderen Schwellenländer, aber vielleicht auch für die westliche Welt. Das wichtigste ist, dass wir alle weitermachen, weitere Projekte initiieren, Menschen und Unternehmen sensibilisieren und jede Gelegenheit nutzen uns selbst und andere daran zu erinnern, dass jeder seinen kleinen Beitrag leisten kann.

 

Text: Purvi Shah-Paulini

Bild: Pixababy by geralt

Besuchen Sie mich im Sozialen Netzwerk.

Publikation

Neueste Podcast Episoden

Episode 17: Die Weisheitswerkstatt Interview mit Dr. Carola Strassner (Englisch)

Prof. Dr. oec.troph. Carola Strassner, Leiterin des Fachbereichs Oecotrophologie, Facility Management an der Fachhochschule Münster, teilt mit uns ihre Ansichten über Nahrungsmittel und den Zusammenhang zu Leadership. Welchen Einfluss haben verarbeitete Lebensmittel auf den menschlichen Organismus? Warum ist es wichtig einen tiefen Blick in das komplexe System des Bodens zu schauen?
Begleiten Sie uns auf diese multiperspektivische Reise.

Schauen oder hören Sie in diese neue Episode.

Episode 15: Die Weisheitswerkstatt „Weiblichkeit der neuen Zeit“ Interview mit Katrin Renner

Als Brückenbauerin zwischen Intellekt und Emotion sieht sich die Führungskraft einer namhaften Unternehmenberatung und Chakratherapeutin, Katrin Renner. Sie spricht über die „Weiblichkeit der neuen Zeit“ und warum es wichtig ist diese Qualitäten in uns (in Mann und Frau) zu vereinen und zu verbinden.

Sie spricht über die indischen Veden, die durch unsere Vorfahren vor tausenden von Jahren entwickelt wurden und heute aktueller denn je sind. Was haben Emotionen wie Angst, Scham, Freude usw. mit den Chakren zu tun? Farben spielen hier eine wichtige Rolle.

Hören und schauen Sie rein.

Episode 14: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 7 „Leadership & Bewusstseinsentwicklung“

“Bei gleicher Umgebung lebt jedoch jeder in einer anderen Welt“ (Arthur Schopenhauer)

Wie kann es sein, dass die Entwicklung des Menschen vom Neugeborenen zum Erwachsenen so viele Stufen durchläuft? Vom einem kleinen „hilflosen“ Wesen bis hin zu einer erwachsenen Person, die komplexe Dinge schafft und im Alltag damit umgehen muss? Wie kann es sein, dass die eigenen Geschwister, die bei den gleichen Eltern groß werden, so unterschiedliche Weltsichten haben können? Die gleiche Frage trifft auf Kollegen zu, die z.B. mit einem das Büro teilen? Was bedeutet Bewusstseinsentwicklung in Bezug auf Führungskräfteentwicklung in Politik und Wirtschaft? Welche Art von Führungskräfte bauchen wir heute, um den so dringenden notwendigen Paradigmenwechsel, der wiederum mit Wertesystemen zu tun hat, einläuten zu können?

Episode 13: Die Weisheitswerkstatt Kapitel 6 „Emotionale Hygiene“ (Englisch)

“Wenn Du deine Vergangenheit nicht sterben lässt, lässt sie dich nicht leben.“ Dr. Traci Lynn

Jeden Morgen wachen wir auf, waschen und duschen uns und putzen die Zähne. Das gehört nun mal zur Hygiene dazu. Warum machen wir das nicht mit unseren Emotionen? Was passiert wenn wir das auch mit in die täglichen Rituale integrieren und welche Wege gibt es um emotionale Hygiene zu betreiben?

Hören oder schauen rein und begleiten Sie uns in unseren Gedankengängen.