LGBTQ- Indiens Paragraf 377 im Strafgesetzbuch
Im Jahre 2009 wollte das Höchste Gericht den Paragrafen auf seine Gültigkeit überprüfen und erlaubte Sex zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren. Für ein paar Jahre schien sich der Wandel zu mehr Toleranz zu vollzeihen. Größere religiöse Gruppen widersprachen der Regelung. Und im Jahre 2013 setzte das Oberste Gericht den veralteten Paragrafen wieder in Kraft, weil es der Meinung war, dass das Höchste Gericht durch die Streichung des Paragrafen seine Kompetenzen überschritten hatte. Politiker verändern Gesetze und nicht Gerichte, so die Begründung.
Aktuell wird dieses sehr alte Gesetzt wieder überprüft. Die indische Gesellschaft verändert sich, auch wenn das Thema Homosexualität noch ein Tabuthema ist. Auf der einen Seite finden in Großstädten offene Diskussionen statt, und es gibt immer mehr Schwulen- und Lesbenbars. Bollywood Filme nehmen sich diesem Thema an, und ebnen durch emotionale bewegende Geschichten einen offeneren Zugang dazu. Andererseits ist die Homophobie-Rate in ländlichen Gebieten, wo 70% der Bevölkerung lebt, verhältnismäßig hoch. Ein großer Teil der indischen Bevölkerung betrachtet Homosexualität als psychische Krankheit. Rechtsgerichtete hinduistische Gruppen sehen Homosexualität darüber hinaus als einen Import aus der westlichen Welt
Ein indischer schwuler Prinz brach 2016 gleich zwei Tabus. Einmal sein Coming-Out schockierte Prinz Manvendras Fürstenfamilie. Er wurde von ihr verstoßen. Bis heute hat er kein gutes Verhältnis zu seiner Mutter. „Sie sagte sich von ihm in einer Zeitungsanzeige los: „Manvendra ist an Aktivitäten beteiligt, die gesellschaftlich nicht akzeptabel sind“, hieß es in ihrem Text, der öffentlich die Enterbung des Prinzen verkündete.“ (Quelle: Handelsblatt.com)
Durch sein öffentliches Bekenntnis, als einzig lebender Angehöriger einer Adelsfamilie, erlangte er dadurch Bekanntheit und wurde auf dem Subkontinent zum Prominenten. Er konnte sich allerdings nach seiner Enterbung einen Palast erstreiten. Hier der zweite Tabubruch: Dieses sehr große Anwesen soll ein Palast für Schwule und Lesben werden. Als inoffizieller Vertreter der LGBTQ-Szene hat er es auch schon mehrere Male zur Oprah-Winfrey Show in den USA geschafft. Ebenso hat er Großunternehmen, wie Tata Steel auf seine Seite bekommen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht mehr Homosexuelle einzustellen. Prinz Mavendra ist gegen eine Quotenregelung, denn es geht ihm um gleiche Rechte und nicht um eine bessere Behandlung.
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass über das Thema offener gesprochen wird, aber der Subkontinent noch weit entfernt von der Gleichberechtigung ist.
Der umstrittene Paragraf war in den letzten Jahren immer wieder ein Thema. Auch wenn das Oberste Gericht den Paragrafen dieses Mal absetzt, was ein großer bedeutender Schritt zur Gleichberechtigung wäre, wird es lange dauern bis das kollektive Denken diesbezüglich geändert haben wird. Es passiert etwas in der Gesellschaft, aber sehr langsam.
Text: Purvi Shah-Paulini
Bild: Pixababy
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Auch diesesmal spreche ich über das Thema Frugale Innovation. Zusammen mit Flo Oberhofer, einem deutschen Nachhaltigkeits-Berater, der in Indien lebt, unterhlaten wir uns über die Praxis.
In diesem Podcast unterhalten wir uns über „einfache“ Technologien, warum Over-Engineering in Ländern wie Indien nicht hilfreich sind, welchen Impact Flo mit seinem Team von Terra Preta in Indien hat und wie dadurch den Bauern geholfen wird, die natürliche und erschwingliche Dünger dadurch erhalten.
Terra Preta Impact Innovations LLP wurde gegründet, um in der EU ansässige Unternehmen und Organisationen bei der Entwicklung von Impact-Projekten und der Gründung von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit in Indien zu unterstützen.
Mit einem starken Fokus auf bewusstes und soziales Unternehmertum arbeitet Flo mit seinem Team in verschiedenen SDG-bezogenen Bereichen wie Biodiversität, CleanTech, Kreislaufwirtschaft, verantwortungsvolle Beschaffung oder regenerative Landwirtschaft. Durch die Gründung unabhängiger Unternehmen helfen sie Unternehmen, ihre Wertschöpfungsketten in Richtung eines zukunftsfähigen, nachhaltigen Ansatzes neu zu definieren.
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Das Gespräch mit Prof. Dr. Rajnish Tiwari gibt einen tiefen Einblick in das Thema „Frugale Innovation“ i.S.v. „angemessen“. Was kann die westliche Welt von Entwicklungen in Schwellenländern lernen und welche Ausswirkungen haben diese auf die Produktbeschaffenheit, auf den Weg den auch die westliche Welt gehen muss, um Ressourcenverschwendung zu vermeiden? Das und vieles mehr besprechen wir in diesem Podcast.
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Heike Petersen Cunza hat mit Wellicious eine Marke für Yogakleidung entwickelt, die auf ehrliche und nachvollziehbare Nachhaltigkeit setzt. Wir sprechen über ihren Weg sich selbständig zu machen, welche inneren und äußeren Prozesse die dreifache Mutter durchlaufen ist und welche Hürden es beim Aufbau einer nachhaltigen Marke gibt. Wir durchleuchten in diesem Gespräch unterschiedliche Aspekte, die notwendig sind um die Komplexität , die dahinter steckt, auch beGREIFEN zu können. Danke Heike, für dieses wertvolle Interview, von denen Unternehmen, Zulieferer und Verbraucher lernen können.
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Was ist Scrum? Wie lässt sich agiles Arbeiten im internationalem Kontext gut gestalten? Welche Herausforderungen gibt es, wenn agiles Arbeiten in einem Team das einerseits kollektivistisch und hierarchisch, andererseits Individualistisch geprägt ist? Die selbständige systemische Beraterin, Elisabeth Tieben, hat als Angestellte Produktmanagerin über 12 Jahre Erfahrung in agilen Projektteams gesammelt, bevor sie sich in 2022 selbständig gemacht hat. Mit ihr unterhalte ich mich über die obigen Fragestellungen. Viel Freude beim Reinhören.
Episode 1/22: In der Weisheitswerkstatt interviewt Daniela Sarrazin mich über „Aushalten und Vertrauen“
Der erste Podcast in diesem Jahr, und dieses mal werde ich von Daniela Sarrazin interviewt. Daniela beschreibt in ihrer Einleitung den Inhalt folgendermaßen: „In dem heutigen Podcast darf ich ein wundervolles, fast schon philosophisches Gespräch mit Purvi-Shah-Paulini führen. Dabei geht es uns um das „Aushalten und Vertrauen“. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit widmen wir uns den Themen: „Aushalten dessen was ist“; dem, was der“ Veränderungsprozess mit uns macht“; „Vertrauen in mich selbst“; „Akzeptanz dessen was mein Gegenüber ausmacht“; dem „Vertrauen ins eigene Leben“; und letztendlich dem „Glauben daran, das alles gut wird.“ Mehr dazu in meinem Podcast….“
Danke, Daniela, für die Leichtigkeit in diesem Interview. Es hat mir großen Spass gemacht mal auf der „anderen Seite“ zu sein.