Sind Elektroautos eine langfristige Lösung für die (Um)Welt?

von | Jan 4, 2018 | Deutsch, Indien, Integrale Aspekte, Umwelt, Veränderung, Wirtschaft | 0 Kommentare

Es gibt ja eigentlich nichts mehr, was mich in Indien aus der Bahn bringen kann. Dachte ich. Bis zum November 2017. Nämlich, als ich mit einer 40-köpfigen Delegation aus einer wundervollen Oase (einer biodynamischen Farm) im Bundesstaat Gujarat, nach Delhi flog. Als die Tür des Fliegers in Delhi aufging und wir nach draußen blickten konnten wir folgendes sehen: NICHTS!

Zuerst dachte ich, dass der graue Dunst Nebel wäre. Schnell wurde ich von Mitreisenden aufgeklärt (zum Teil hatten diese schon Atemschutzmasken an), dass das Smog sei.

Es dauerte eine Weile bis ich das verarbeitet hatte und kämpfte selber während der Dauer des Aufenthaltes mit Hustenreiz und Atemproblemen. 

Smog am Flughafen Delhi Anfang November 2017

Smog am Flughafen Delhi Anfang November 2017

Während ich so darüber nachdachte, woher dieser extreme Smog denn herkommt, kam mir ein Artikel über Elektroautos (auch Stromer genannt) in den Sinn, den ich im Juni gelesen hatte. 

In diesem Artikel stand, dass Indien eine radikale Entscheidung im Juni 2017 getroffen hatte: Bis 2030 sollen in Indien nur noch Elektroautos verkauft werden. Das hört sich im ersten Schritt positiv an und macht Hoffnung. Ein Land, dass bis zum Jahre 2050 nach China die zweitgrößte Wirtschaftsmacht und das Bevölkerungsreichte Land der Erde sein wird (heute schon leben 1,3 Mrd. Menschen auf dem Subkontinent), kann und muss hier ein Vorbild sein.

 Gleichzeitig musste ich an ein Interview auf Focus Online denken, in dem der „Verbrenner-Papst“ Professor Fritz Indra zum Thema Elektroauto interviewt wurde. Dort kritisiert er die Aussage des VW-Chefs Matthias Müller, dass er ab 2025 zwei bis drei Millionen Elektroautos verkaufen wird. Vor allem auf dem chinesischen Markt. Ist das realistisch? Selbst in Deutschland werden bis 2020 nicht die erwarteten eine Millionen Elektroautos fahren, sondern nicht einmal 100.000 Stück.

 Sind Elektroautos wirklich eine gute Lösung? Die Argumente, die gegen ein Elektroauto sprechen, sind sehr ernüchternd.

 1. Die Rohstoffknappheit allein für die Herstellung eines Akkus wird eine Einschränkung sein. Denn dazu benötigt es Rohstoffe, die es vorwiegend in Afrika gibt. Auf die Frage, ob die Chinesen jetzt schon einen indirekten Wirtschaftskrieg führen antwortet Professor Indra folgendermaßen: „Die Chinesen haben sich in Afrika weitgehende Schürfrechte gesichert; Kobalt wird zum Beispiel im Kongo teils unter brutalsten Bedingungen von Kindern aus dem Boden gekratzt. Man braucht Graphit, Mangan und Lithium.

Das Problem: Bei all diesen Themen begeben wir uns voll in chinesische Abhängigkeit, wir müssen das alles von Chinesen kaufen. Das Ganze ist ein indirekter Wirtschaftskrieg, denn für die Millionen von Autos, die Herrn Müller (VW-Chef) vorschweben, werden wir die Zellen, wie heute auch schon, aus China beziehen müssen und dafür viel Geld bezahlen.“ (Quelle: https://www.focus.de/auto/experten/chinesen-bestimmen-den-weltmarkt-auto-experte-warnt-das-elektroauto-fuehrt-uns-in-eine-wirtschaftskrise_id_8123394.html)

2. Ebenso ist die Handhabung der Akkus nach dem Gebrauch noch nicht geklärt. Wie sollen die denn recycelt  werden?

3. Auch das „Auftanken“ kann heute noch nicht voll und ganz mit „sauberer Energie“ gestemmt werden. Fossile Energie hat da noch den Hauptanteil. Also sehr viel zum Klimaschutz ist da nicht zu .

 4. Zwar werden weitere Akkutechniken erforscht, aber diese seien noch nicht serienreif. Stromer seien laut Professor Fritz Indra nur mit Subventionen abzusetzen und würden zu einer massiven Abhängigkeit führen. Diese habe ich oben kurz erläutert. Die Regierungen sollten ihre Hausaufgaben tiefgreifender erledigen (auch in Deutschland) und Modelle für Subventionen und Steuervorteile entwerfen, die langfristig nachhaltig sind. Denn dafür gibt es weltweit schon sehr innovative Ansätze, die in der Praxis Erfolg zeigen.

Delhi hat grundsätzlich ein Smogproblem. Die Luftqualität wird nach dem Air Quality Index (AQI) auf den gängigen Apps angezeigt. 0-50 zum Beispiel beudetet, dass die Luftqualität „gut“ ist. Alles über  301 wird unter „gefährlich“ eingestuft. In Dehi liegen die Feinstaubwerte liegen zu häufig weit über 400 AQI. Das, was aber im November zu sehen war, und das ist wohl jedes Jahr um diese Jahreszeit das gleiche Thema, war über 800- AQI und sogar darüber .

Fahrt zum Expo Delhi Mart in Greater Noida. Sicht gleich Null.

Fahrt zum Expo Delhi Mart in Greater Noida. Sicht gleich Null.

Der Hauptgrund in dieser Zeit ist, dass Bauern im Umkreis und den benachbarten Bundesländern jedes Jahr ihre Felder verbrennen lassen, um den Boden zu machen. Eine veraltete Methode, die dem Boden Nährstoffe entzieht und die Umwelt extrem .

Es ist also wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Problem gemeinsam an der Ursache packen und dafür nachhaltige Lösungen finden. Nur mit Elektroautos ist das Smogproblem nicht gelöst.

Hinter dem der Grünen „Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts!“ steckt schon viel Wahrheit, die uns zum Nachdenken und Handeln in eine nachhaltige und integrale Richtung führen sollte.

Text: Purvi Shah-Paulini

Bilder: Purvi Shah-Paulini

Besuchen Sie mich im Sozialen Netzwerk.

Publikation

Neueste Podcast Episoden

Episode 12/21: Die Weisheitswerkstatt „Wirtschaft neu denken in Familienunternehmen“ mit Daniela Sarrazin

Von Natur aus ist Daniela Sarrazin ein bodenständiger Mensch, den Leidenschaft, Mut, ein starker Wille und Klarheit auszeichnet. Ihr Herz schlägt für das Bauen von Brücken zwischen den Generationen sowie für den Wunsch, neue Türen für Menschen zu öffnen und so Wachstum und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Das Leben hat ihr gezeigt, dass es wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben und Vergangenes sein, und Zukünftiges auf dich zukommen zu lassen.

Ihre Leitlinien für ihr Handeln und Tun – auch für den heutigen Podcast mit dem Titel „Wirtschaft neu denken in Familienunternehmen – sind:
In Bewegung kommt etwas in Bewegung. Wasser findet immer einen Weg. Folge ihm und Du findest Deinen. Wertschöpfung durch Wertschätzung. Entwicklung in Familienunternehmen.

Hört rein, was die erfolgreiche Führungskräfteentwicklerin und Coach zu erzählen hat.

Episode 11/21: Die Weisheitswerkstatt 4. Interview mit Ajahn Michael über „Vergebung“

„Vergebung ist eine Bewältigungsstrategie, um ein tatsächliches oder angenommenes Fehlverhalten Anderer mental akzeptieren zu können, ohne irgendeine Reaktion des Anderen (etwa ein Schuldeingeständnis, Reue, Entschuldigung) zu erwarten oder Gerechtigkeit (Vergeltung, Strafverfolgung) zu fordern.“
Die Frage stellt sich aber, wir genau stelle ich das an? Darüber spreche ich mit Ajahn Michael.

Viel Freude beim zuhören.

Episode 10/21: Die Weisheitswerkstatt 3. Interview mit Ajahn Michael über „Das Bedingte Entstehen“

Was immer geschieht, geschieht, weil (unter allen Umständen, die hätten vorliegen können) genau die Umstände vorlagen, die zum konkreten Entstsehen des Ereignisses geführt haben.“

Es geht hierbei um das reine urteilslose Beobachten der Bewegungen unseres Geistes, welches dazu führt, die unpersönliche Natur des Entstehensprozesses von Gedanken, Gefühlen oder Emotionen, so wie die gesamte Kette des Bedingten Entstehens ihn darlegt, und die Vier Edlen Wahrheiten zu verstehen. Es geht um Erkenntnis der Wahren-Natur der Dinge. (Aus den Kursunterlagen von Ajahan Michael)

Episode 9/21: Die Weisheitswerkstatt Interview mit Rolf Lutterbeck über „Ebenen der Bewusstseinsentwicklung“

Rolf Lutterbeck, von Hause aus Informatiker, ehem. Führungskraft, heute systemischer Coach und Trainer spricht über die unterschiedlichen Bewusstseinsebenen. Wir sprechen über die Perspektiven, die von Ebene zu Ebene eingenommen werden können und welchen Einfluss dies auf Wirtschaft und Politik hat und haben kann. Was braucht es für eine hoffnungsvolle Zukunft für nachfolgende Generationen? Was bedeutet das für die persönliche Entwicklung und wie spreche ich Menschen auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen an?

Danke, lieber Rolf, für deine tiefe Freundschaft. Schön, dass wir uns kennen!

Viel Freude beim Anschauen des Videos, das mit wirklich informativen Folien begleitet wird. Natürlich auch anzuhören, nur dieses Mal ist es wichtig die Folien zu sehen.

Episode 8-21: Die Weisheitswerkstatt 2. Interview mit Ajahn Michael „Wie entsteht Leid?“

Warum nennt Buddha sich Beklagen, Geburt, Kummer usw. Leid? Man könnte sagen, dass diese Begrifflichkeiten zu Leid führen. Sie sind eigentlich nicht per se Leid. Aber Buddha hat es, so wie oben beschrieben, definiert. Warum? Das ist eine der Fragen, die Ajahn Michael sich lange gestellt hat. Durch lange Recherchen in der Neurologie, der Psychotherapie und der Psychopathologie hat er Tools gefunden, um genau das zu verstehen. Seine interessanten Entdeckungen, v.a. dass die Lehren des Buddha kongruent mit den genannten Wissenschaften sind, teilt er mit uns in diesem Interview.

Dieses Interview schließt zwar an das erste Interview mit Ajahn Michael an, steht aber für sich und kann somit auch ohne Vorkenntnisse angeschaut bzw. angehört werden.