Sind Elektroautos eine langfristige Lösung für die (Um)Welt?
Es gibt ja eigentlich nichts mehr, was mich in Indien aus der Bahn bringen kann. Dachte ich. Bis zum November 2017. Nämlich, als ich mit einer 40-köpfigen Delegation aus einer wundervollen Oase (einer biodynamischen Farm) im Bundesstaat Gujarat, nach Delhi flog. Als die Tür des Fliegers in Delhi aufging und wir nach draußen blickten konnten wir folgendes sehen: NICHTS!
Zuerst dachte ich, dass der graue Dunst Nebel wäre. Schnell wurde ich von Mitreisenden aufgeklärt (zum Teil hatten diese schon Atemschutzmasken an), dass das Smog sei.
Es dauerte eine Weile bis ich das verarbeitet hatte und kämpfte selber während der Dauer des Aufenthaltes mit Hustenreiz und Atemproblemen.
Smog am Flughafen Delhi Anfang November 2017
Während ich so darüber nachdachte, woher dieser extreme Smog denn herkommt, kam mir ein Artikel über Elektroautos (auch Stromer genannt) in den Sinn, den ich im Juni gelesen hatte.
In diesem Artikel stand, dass Indien eine radikale Entscheidung im Juni 2017 getroffen hatte: Bis 2030 sollen in Indien nur noch Elektroautos verkauft werden. Das hört sich im ersten Schritt positiv an und macht Hoffnung. Ein Land, dass bis zum Jahre 2050 nach China die zweitgrößte Wirtschaftsmacht und das Bevölkerungsreichte Land der Erde sein wird (heute schon leben 1,3 Mrd. Menschen auf dem Subkontinent), kann und muss hier ein Vorbild sein.
Gleichzeitig musste ich an ein Interview auf Focus Online denken, in dem der „Verbrenner-Papst“ Professor Fritz Indra zum Thema Elektroauto interviewt wurde. Dort kritisiert er die Aussage des VW-Chefs Matthias Müller, dass er ab 2025 zwei bis drei Millionen Elektroautos verkaufen wird. Vor allem auf dem chinesischen Markt. Ist das realistisch? Selbst in Deutschland werden bis 2020 nicht die erwarteten eine Millionen Elektroautos fahren, sondern nicht einmal 100.000 Stück.
Sind Elektroautos wirklich eine gute Lösung? Die Argumente, die gegen ein Elektroauto sprechen, sind sehr ernüchternd.
1. Die Rohstoffknappheit allein für die Herstellung eines Akkus wird eine Einschränkung sein. Denn dazu benötigt es Rohstoffe, die es vorwiegend in Afrika gibt. Auf die Frage, ob die Chinesen jetzt schon einen indirekten Wirtschaftskrieg führen antwortet Professor Indra folgendermaßen: „Die Chinesen haben sich in Afrika weitgehende Schürfrechte gesichert; Kobalt wird zum Beispiel im Kongo teils unter brutalsten Bedingungen von Kindern aus dem Boden gekratzt. Man braucht Graphit, Mangan und Lithium.
Das Problem: Bei all diesen Themen begeben wir uns voll in chinesische Abhängigkeit, wir müssen das alles von Chinesen kaufen. Das Ganze ist ein indirekter Wirtschaftskrieg, denn für die Millionen von Autos, die Herrn Müller (VW-Chef) vorschweben, werden wir die Zellen, wie heute auch schon, aus China beziehen müssen und dafür viel Geld bezahlen.“ (Quelle: https://www.focus.de/auto/experten/chinesen-bestimmen-den-weltmarkt-auto-experte-warnt-das-elektroauto-fuehrt-uns-in-eine-wirtschaftskrise_id_8123394.html)
2. Ebenso ist die Handhabung der Akkus nach dem Gebrauch noch nicht geklärt. Wie sollen die denn recycelt werden?
3. Auch das „Auftanken“ kann heute noch nicht voll und ganz mit „sauberer Energie“ gestemmt werden. Fossile Energie hat da noch den Hauptanteil. Also sehr viel zum Klimaschutz ist da nicht zu .
4. Zwar werden weitere Akkutechniken erforscht, aber diese seien noch nicht serienreif. Stromer seien laut Professor Fritz Indra nur mit Subventionen abzusetzen und würden zu einer massiven Abhängigkeit führen. Diese habe ich oben kurz erläutert. Die Regierungen sollten ihre Hausaufgaben tiefgreifender erledigen (auch in Deutschland) und Modelle für Subventionen und Steuervorteile entwerfen, die langfristig nachhaltig sind. Denn dafür gibt es weltweit schon sehr innovative Ansätze, die in der Praxis Erfolg zeigen.
Delhi hat grundsätzlich ein Smogproblem. Die Luftqualität wird nach dem Air Quality Index (AQI) auf den gängigen Apps angezeigt. 0-50 zum Beispiel beudetet, dass die Luftqualität „gut“ ist. Alles über 301 wird unter „gefährlich“ eingestuft. In Dehi liegen die Feinstaubwerte liegen zu häufig weit über 400 AQI. Das, was aber im November zu sehen war, und das ist wohl jedes Jahr um diese Jahreszeit das gleiche Thema, war über 800- AQI und sogar darüber .
Der Hauptgrund in dieser Zeit ist, dass Bauern im Umkreis und den benachbarten Bundesländern jedes Jahr ihre Felder verbrennen lassen, um den Boden zu machen. Eine veraltete Methode, die dem Boden Nährstoffe entzieht und die Umwelt extrem .
Es ist also wichtig, dass Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Problem gemeinsam an der Ursache packen und dafür nachhaltige Lösungen finden. Nur mit Elektroautos ist das Smogproblem nicht gelöst.
Hinter dem der Grünen „Umwelt ist nicht alles. Aber ohne Umwelt ist alles nichts!“ steckt schon viel Wahrheit, die uns zum Nachdenken und Handeln in eine nachhaltige und integrale Richtung führen sollte.
Text: Purvi Shah-Paulini
Bilder: Purvi Shah-Paulini
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